Der segnende Jesus
Wie im Alten Bund Gott den
Menschen immer wieder seinen Segen gespendet hat, denn es hei§t gleich am
Anfang des Alten Testaments im Buch Genesis 1,22: "Gott segnete die ersten
Menschen und gab ihnen den Auftrag zur Fruchtbarkeit". Dann folgte auf den
Schšpfungssegen der heilsgeschichtliche Segen, als Gott zum Stammvater des
alttestamentlichen Gottesvolkes, zu Abraham, sprach: "Ich will dich
segnen, und du sollst ein Segen sein...Durch dich sollen gesegnet sein alle
Geschlechter der Erde"(Gen 12,2-3). So hat auch Jesus im Neuen Testament
die Menschen gesegnet, wie mehrmals ausdrŸcklich betont wird, wie wir gleich
sehen werden.
Zuerst aber sei noch darauf
hingewiesen, dass Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes in Person der
kostbarste Segen Gottes fŸr die ganze Menschheit ist. Grš§eres, Kostbareres fŸr
unser Heil konnte uns ja der himmlische Vater gar nicht schenken. Und in Ihm
hat Er uns alles geschenkt, wie der hl. Paulus im Ršm 8,32 ausdrŸcklich betont,
wenn er da schreibt: "Ist Gott fŸr uns, wer ist dann wider uns? Er, der
des eigenen Sohnes nicht geschont, sondern Ihn fŸr uns alle dahingegeben hat,
wie sollte Er uns nicht mit Ihm alles schenken?"
Der menschgewordene Sohn Jesus
Christus ist ja, wie die vom Hl. Geist erleuchtete Elisabeth, die Mutter
JohannesÔ des TŠufers, gesagt hat, die gebenedeite, d.h. gesegnete Frucht des
jungfrŠulichen Leibes der Gebenedeiten, d.h. der Gesegneten unter allen Frauen.
Wie viel Segen ist damals schon vom noch gar nicht geborenen Gottmenschen Jesus
Christus ausgegangen, wenn uns der Evangelist Lukas Ÿber die Heimsuchung
Mariens bei Elisabeth folgendes berichtet:
"Maria machte sich in jenen Tagen auf und ging eilends in das
Gebirge in eine Stadt Judas. Sie trat in das Haus des Zacharias und begr٤te
Elisabeth. Und es geschah, als Elisabeth den Gru§ Marias hšrte, hŸpfte das Kind
in ihrem Mutterscho§, und Elisabeth ward erfŸllt mit dem Hl. Geist und rief mit
lauter Stimme: 'Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die
Frucht deines Leibes! Woher kommt mir dies, dass die Mutter meines Herrn zu mir
kommt? Denn siehe, als der Klang deines Gru§es an mein Ohr drang, hŸpfte das
Kind vor Freude in meinem Scho§." Mit Recht haben ja schon die
KirchenvŠter angenommen, dass damals die segnende Strahlkraft des Jesuskindes
im jungfrŠulichen Scho§ Mariens sich reinigend, begnadend und heiligend auf den
noch nicht geborenen Johannes im Mutterscho§ der Elisabeth auswirkte und er
damals von der ErbsŸndige gereinigt und mit der heiligmachenden Gnade erfŸllt
wurde. Jesus segnete also seinen noch ungeborenen VorlŠufer und Wegbereiter
Johannes mit kostbarstem Gnadensegen.
Ich bin Ÿberzeugt, dass dies dann
auch von den Hirten und von den Weisen aus dem Morgenland, die sich beim
neugeborenen Jesuskind einfanden, gilt. Es ist sicher keine blo§e phantastische
Darstellung christlicher KŸnstler, wenn sie das gšttliche Kind so darstellen,
wie es den Hirten und den Weisen aus dem Morgenland seinen Segen erteilt. Immer
ging Segen von Jesus Christus aus, als er dann als Lehrer und WundertŠter
Wohltaten spendend durch die Lande zog und die Kranken heilte und arme SŸnder
von ihrer SŸndenschuld befreite und arme Besessene von der Knechtschaft der
DŠmonen frei machte. Bei all diesem wunderbaren Wirken Jesu an den kranken Leibern
und Seelen ging es um das Segnen Jesu. Wir dŸrfen uns ja nicht nur an jene
Stellen klammern, wo in den Evangelien ausdrŸcklich vom Segnen Jesu und vom
segnenden Jesus die Rede ist. Wir mŸssen dahinter auch all jene Stellen sehen,
wo vom Erbarmen des Herrn mit den Blinden, den Lahmen, den Taubstummen, den
AussŠtzigen, den Besessenen die Rede ist. Denn wenn es z.B. bei Mt 14,14 hei§t:
"Jesus erbarmte sich der Volksmenge und heilte deren Kranke", so
kšnnte man doch genauso gut an die Stelle des Wortes vom Erbarmen Jesu das Wort
setzen: Jesus segnete die Volksmenge und heilte alle ihre Kranken. Und wenn es
bei Mt 20,34 hei§t: "Jesus aber erbarmte sich der Blindem, berŸhrte ihre
Augen und sogleich sahen sie wieder", so ist das doch wieder dasselbe, wie
wenn hier stŸnde: Jesus segnete die Blinden und durch seinen Segen wurden sie
sehend. Und wenn es bei Mk 1,41 hei§t: "Jesus erbarmte sich des
AussŠtzigen, streckte seine Hand aus und berŸhrte ihn und sagte: 'Ich will,
werde rein!'", so ist das wieder ein Hinweis auf den segnenden Jesus.
Wie viele Sieche, Fieberkranke, GelŠhmte,
Blinde, Elende, AussŠtzige und Besessene Jesus auch zugefŸhrt wurden, "Er
heilte sie alle", wie die Evangelisten mehrmals bemerken. Immer ging also
wunderbarer Segen von Ihm aus. Wir kšnnen nur staunen, wie offen die Augen
Jesu, die segnenden und heilenden HŠnde Jesu und das Herz Jesu waren gegenŸber
allen Notleidenden: "Als Er die Volksscharen sah, hatte Er Mitleid mit
ihnen, denn sie waren elend und verwahrlost wie Schafe, die keinen Hirten
haben" (Mt 9,36;Mk 6,34)
Tagelang predigte Jesus den
Volksscharen in der WŸste die Frohbotschaft vom himmlischen Vater und seiner
wunderbaren Vorsehung, ohne dabei mŸde zu werden und ohne daran zu denken, dass
er selbst mehr als seine Zuhšrer der Nahrung und der Erquickung bedŸrfe.
"Mich erbarmt das Volk...sie haben nichts zu essen. Hungrig will Ich sie
nicht fortgehen lassen, sonst kšnnten sie unterwegs zusammenbrechen" (Mt
15,32; Mk 8,2). Dann wirkte Er das Wunder der Brotvermehrung, indem Er die paar
Brote, die vorhanden waren, segnete:
Mt 14,19:Und Er lie§ die
Volksscharen sich im Grast lagern, dann nahm Er die fŸnf Brote und die zwei
Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Segen, brach die Brote und gab sie
den JŸngern, die JŸnger aber reichten sie den Volksscharen. Und alle a§en und
wurden satt." Jesus erbarmte sich auch der SŸnder und auch ihnen gegenŸber
wirkte sich dieses sein Erbarmen segenspendend aus. So weit ging sein Erbarmen
mit den SŸndern und seine verzeihende GŸte und Liebe gegen sie, dass es bald
sprichwšrtlich war und von Mund zu Mund flog: "Sieh, da ist der Freund der
Zšllner und SŸnder!"(Mt 11,19) Jesus aber sagte den darob aufgebrachten
PharisŠern: "Nicht die Gesunden bedŸrfen des Arztes, sondern die
Kranken!"(Mt 9,12) "Der Menschensohn ist ja gekommen, um zu suchen
und zu retten, was verloren war"(Lk 19,10)
Nicht einmal die am tiefsten
gefallenen SŸnder waren von seiner segenspendenden Barmherzigkeit
ausgeschlossen, im Gegenteil, sie waren der bevorzugte Gegenstand seines
Wohlwollens und seines Mitleids und seiner verzeihenden Liebe. Die SŸnderin,
die im Hause des PharisŠers Simon seine FŸ§e salbte und mit ihren Haaren
trocknete, vernahm das tršstende Wort: "Deine SŸnden sind dir vergeben.
Geh hin in Frieden!" Ist das nicht dasselbe, wie wenn Jesus zu dieser
šffentlichen SŸnderin gesagt hŠtte: "Ich spreche dich los von deinen
SŸnden und segne dich und du sollst gesegnet sein mit der heiligmachenden Gnade
der Gotteskindschaft"? Und die Ehebrecherin, die von den pharisŠischen
Eiferern fŸr das Gesetz zur Steinigung gefŸhrt wurde, wurde durch Jesus
gerettet: "Geh hin und sŸndige fortan nicht mehr!"(Joh 8,1-11) Das
ist doch auch wieder dasselbe, wie wenn Jesus zu ihr gesagt hŠtte: "Ich
spreche dich los von deinen SŸnden und segne dich und in der Kraft Meines
Segens bemŸh dich, fortan nicht mehr zu sŸndigen!"
Alle Notleidenden und BedrŸckten
und unter einem Joch Seufzenden lud Jesus ein, zu Ihm zu kommen, sich von Ihm
erquicken und die Last sich abnehmen oder erleichtern zu lassen(vgl. Mt 11,28-30).
Er bezeichnete diese seine erbarmende Hilfeleistung gegen alle als den
charakteristischen Beruf seines Lebens: "Der Geist des Herrn ruht auf mir;
er hat mich gesalbt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen, er hat mich
gesandt, gebrochene Herzen zu heilen, den Gefangenen Befreiung, den Blinden das
Augenlicht, den UnterdrŸckten Erlšsung zu bringen..." (Lk 4,18f). Er hŠtte
genauso gut sagen kšnnen: "Der Geist des Herrn ruht auf mir, er hat mich
gesalbt, um allen himmlischen Segen zu bringen...".
In den Dienst seines erbarmenden,
heilenden, tršstenden, ermutigenden Segnens stellte Jesus sein ganzes Leben,
seine ganze Person, sein Beten und Arbeiten, sein Wort, seine Hand, ja sogar
seinen Speichel (vgl. Joh 9,6) und den Saum seines Gewandes(vgl. Mt 9,20). Von
Ihm ging nicht nur Wunderkraft, sondern Segen in FŸlle aus.
Gehen wir nun dazu Ÿber, jene
Schriftstellen zu betrachten, an denen ausdrŸcklich vom segnenden Jesus die
Rede ist:
1)
Jesus segnete die Kinder, die man zu
Ihm brachte
Mt 19,13: "Da wurden Kinder
zu Ihm gebracht, damit Er ihnen die HŠnde auflege und sie segneÒ. Die JŸnger
tadelten sie. Jesus aber sprach: 'Lasset die Kinder zu Mir kommen und wehrt es
ihnen nicht! Denn solchen gehšrt das Himmelreich."
Man brachte also eines Tages
Kinder zu Jesus, dass Er ihnen betend die HŠnde auflege und sie segne.
Die MŸtter hatten das richtige
GefŸhl fŸr die GŸte und Liebe Jesu, fŸr die Macht seines Gebetes und seines
Segens. "Eine Seelsorge, die der Kinder vergisst, sie nur nebenbei
behandelt, in ihnen nicht die besonderen Lieblinge und Schutzbefohlenen des
Herrn sieht, wird furchtbar enttŠuscht werden". So hat der erfahrene
Priestererzieher, der Jesuit Stanislaus von Dunin-Borkowski (Jesus als
Erzieher, Hildesheim 1933, S. 224) geschrieben. Und er fŸgte hinzu: "Wo
immer die Tendenz besteht, die Kinder von der Familie und von Jesus zu trennen,
beginnt ein Neuheidentum." Und der heidnischen und neuheidnischen Haltung,
Kindersegen als Fluch zu betrachten und die Kinder noch im Mutterscho§ durch
Abtreibung zu ermorden, steht die Tatsache gegenŸber, dass sich Jesus nicht nur
mit dem Bruder in Not, sondern vor allem auch mit den Kindern identifiziert. "Jesus
rief einmal die Zwšlf zu sich und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll
der Letzte von allen und der Diener aller sein.' Und er stellte ein Kind in
ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: 'Wer ein solches Kind in meinem
Namen aufnimmt, nimmt mich selber auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt nicht mich
auf, sondern den, der mich gesandt hat." (Mk 9,35-37)
Die Apostel fuhren damals, als
MŸtter ihre Kinder zu Jesus brachten, damit er sie segne, diese MŸtter hart an.
Es war wohl zunŠchst bei ihnen die Sorge fŸr den ermŸdeten Herrn, der sich den
ganzen Tag abgemŸht hatte, predigend und heilend, und dem nun die Apostel einen
ruhigen Abend verschaffen wollten, vermutlich mit einem Seitenblick auf ihren
eigenen Feierabend.
Jesus war damals erzŸrnt ob
dieser Unfreundlichkeit seiner Apostel, Er rief die MŸtter mit ihren Kindern zu
sich, schloss die Kleinen in seine Arme und legte ihnen segnend die HŠnde auf.
Beachten wir bei diesem Verhalten
Jesu, dass sein Unwille - wie auch bei anderen Gelegenheiten - der
Lieblosigkeit und Heuchelei galt. Da ging es um zwei Grundlaster in den Augen
Jesu, von denen er seine Apostel frei wissen wollte. Die Apostel bekamen dann
ihre Belehrung: "Lasst doch die Kinder zu Mir kommen und wehrt es ihnen
nicht. Denn ihrer ist das Himmelreich. Und wer das Reich Gottes nicht annimmt
wie ein Kind, kommt nicht hinein." Ehrfurcht vor den Kindern, Interesse
fŸr ihr Wachstum und Geduld mit ihrer Unreife, das fordert Jesus von uns. Und
die rechte Kinderfreundlichkeit im Gegensatz zur heute weit verbreiteten
Kinderfreundlichkeit, auch wenn man in seinem Auto die Plakette anbringt mit dem
an sich schšnen Slogan: "Ein Herz fŸr Kinder". Der die Kinder
segnende Jesus hatte dieses Herz fŸr Kinder, er war und ist wahrhaftig der
gšttliche Kinderfreund. Wir sollten alle von Ihm lernen: Zeit haben fŸr die
Kinder, Geduld haben mit den Kindern. Man muss sie zuerst zu verstehen suchen,
wenn man sie richtig erziehen und fŸhren will. Und die Kinder zu Jesus fŸhren, dass
Er sie segne. Wie schšn war das im allerersten Religionsunterricht, als wir die
Kinder zu Jesus im heiligsten Sakrament in der Kirche fŸhrten und ihnen zuvor
das SprŸchlein beigebracht hatten, das sie beim Betreten der Kirche und
Niederknien vor Jesus im Tabernakel sprechen sollten: "Jesus, ich gr٤e
Dich, Du aber segne mich!" Oder: "Lieber Jesus, Du bist hier, betend
knie ich vor Dir. Sieh mich an und segne mich. Will von Herzen lieben
Dich."
Von dem die Kinder segnenden
Jesus kšnnten wir so viel lernen!
2) Jesus segnete seine
JŸnger(vgl. Lk 24,50), sicher nicht etwa erst unmittelbar vor seiner
Himmelfahrt, sondern lange vorher, vor allem als er nach einer langen
Gebetsnacht die 12 Apostel erwŠhlte, dann sicher auch vor ihrer ersten
Aussendung:
Aber bleiben wir bei dem Bericht
Ÿber den letzten Segen des Heilands fŸr seine Apostel. Da hei§t es bei Lk
24.50f Ÿber die Himmelfahrt Jesu: "Er fŸhrte sie (die JŸnger) hinaus bis
in die NŠhe von Bethanien. Dort erhob Er seine HŠnde und segnete sie. Und
wŠhrend Er sie segnete, entschwand Er ihnen und ward in den Himmel erhoben. Sie
aber warfen sich anbetend vor Ihm nieder und kehrten mit gro§er Freude nach
Jerusalem zurŸck. Und bestŠndig waren sie im Tempel. um Gott zu loben und zu
preisen."
Im Auftrag des Herrn blieben die
Apostel zunŠchst noch in Jerusalem, um die Herabkunft des verhei§enen Hl. Geistes
noch abzuwarten. Mit der Kraft des Hl. Geistes und mit dem Segen Jesu
ausgestattet, werden die Apostel das Werk des Sohnes Gottes auf Erden
fortsetzen und den Segen der Erlšsung zu allen Menschen, zu allen Všlkern
bringen. Die Zeit des historischen Jesus ist mit seiner Himmelfahrt zu Ende, es
beginnt das Zeitalter des Hl. Geistes. Deshalb konnte der Herr diese Erde
verlassen. Er tat es mit segnenden HŠnden. Mit seinem Segen schied Er von seinen
JŸngern und fuhr zum Himmel hinauf. Anbetend sanken diese zum Empfang des
Segens Jesu auf die Knie nieder, sie lobten und priesen Gott fŸr den
empfangenen Segen und fŸr die empfangene Aufgabe. Wie am Anfang des Erdenlebens
Jesu Engel die segensvolle Frohbotschaft verkŸndeten: Ehre sei Gott und Friede
den Menschen, so schlie§t das Erdenleben Jesu mit dem Segen des Herrn und mit
dem Gotteslob der von Ihm gesegneten Apostel.
Der Schlusssegen Jesu fŸr seine
JŸnger, fŸr seine Freunde, die von damals und die aller folgenden Jahrhunderte
der Kirchengeschichte, weckt nochmals die Erinnerung an den unsagbar reichen
Segen, den Jesus wŠhrend seines Lebens verbreitet hat durch Wort und Lehre und
Wunder, durch sein Erlšsungsopfer und seine siegreiche Auferstehung. Wie viel
von dieser wahrhaft himmlischen Segensbewegung, die von Jesus in sein
Erdenleben ausging, ist damals wirkungslos geblieben oder in ihrer Auswirkung
verhindert worden, weil Lieblosigkeit, Neid, Eifersucht und alle mšglichen
anderen falschen Haltungen der Menschen dazwischenkamen. Und wie wenige haben
sich damals wirklich den Segen Jesu angeeignet - es war ja doch immer nur eine
kleine, allzu kleine Schar - , welche FŸlle von Segen wird auch heute in jeder
Gemeinschaft gestšrt und zerstšrt durch Lieblosigkeit, Neid, Eifersucht und
sonstige Bosheit: Segnen sollte man im Auftrag Christi, nicht den Segen durch
bšse und gehŠssige Reden, durch Lieblosigkeit im Gro§en wie im Kleinen
hintertreiben! Wie ElisŠus von dem in den Himmel entrŸckten Prophetenvater Elias
dessen Segenbringende KrŠfte erbte, so erbte auch die junge Kirche den Segen
des Sohnes Gottes. Diese kostbare Erbschaft blieb ihr. Die Erben sollten dieses
kostbare VermŠchtnis nicht vergeuden, sondern weitergeben im Auftrag Jesu.
Da komme ich noch zu einem
dritten Punkt:
3) Jesus hat seinen JŸngern den Auftrag
gegeben: "Segnet, die euch fluchen!"(Mt 5,44)
Dieser Auftrag Jesu gilt den
unmittelbaren Nachfolgern der Apostel, den Bischšfen und Priestern. Eine ihrer
schšnsten Aufgaben ist es, im Auftrag Jesu zu segnen. Im frŸheren Priesterweihe-Ritus
hat der weihende Bischof beim Salben der HŠnde des neugeweihten Priesters
gebetet: "Weihe und heilige, o Herr, diese HŠnde durch diese Salbung und
unseren Segen, auf dass alles, was sie segnen, gesegnet, was sie weihen,
geweiht und geheiligt werde im Namen des Herrn!" Aber nicht so sehr die
segnenden PriesterhŠnde sind es, die den Segen Gottes auf die Menschen
herabziehen, sondern der Priestermund, der das Segenswort spricht, an das Gott
die Zuteilung seines Segens geknŸpft hat. Man sollte den Segensgestus der gesalbten
PriesterhŠnde und die Segenswort des Priestermundes nicht blo§ bei der
Priesterweihe und Primiz, sondern immer schŠtzen. Es ist ja in voller
Wirklichkeit doch so, dass sich der Herr Jesus der segnenden PriesterhŠnde und
der Segensworte aus Priestermund bedient, um uns seinen gšttlichen Segen und
die FrŸchte seines Erlšsungswerkes zukommen zu lassen. Priestersegen ist
Gottessegen! Freilich, fŸr uns Priester gilt: Je grš§er der Glaube des
Priesters an seine Segensmacht in Jesus Christus, je fester das Vertrauen des
Priesters auf Gottes Macht und GŸte und auf die Kraft des Kreuzes Christi, je
glŸhender die Liebe des Priesters zu Gott und zu den unsterblichen Seelen, je
inniger die Verbindung des Priesters mit Jesus Christus, desto grš§er die
Segensgewalt des Priesters, die sich bei manchen heiligen Priestern oft
wunderbar ausgewirkt hat.
Die segnende Hand des Priesters,
wenn sie das erste Segenskreuzchen auf die Stirn des neugeborenen Kindes
zeichnet, das zur hl. Taufe in die Kirche gebracht worden ist! Die segnende
Hand des Priesters, die das Beichtkind im Beichtstuhl willkommen hei§t fŸr den
Empfang des Sakramentes der SŸndenvergebung! Die segnende Hand des Priesters an
der Schwelle des Krankenzimmers, die dem Kranken Segenskraft von oben und Trost
vermittelt! Die segnende Hand des Priesters beim Sterbenden, der an der
Schwelle der Ewigkeit angelangt ist und der durch den Priester noch den
pŠpstlichen Segen empfŠngt und dann frei von SŸndenschuld und SŸndenstrafe,
versehen mit dem gro§en vollkommenen Ablass die Reise in die Ewigkeit antreten
kann!
Ob das nur sentimentaler
†berschwang ist, wenn glŠubige Menschen die Segenshand des Priesters kŸssen,
besonders beim neugeweihten Priester? Und nicht blo§ den GlŠubigen selbst
segnet des Priesters Hand, sie segnet und weiht auch die GegenstŠnde, die dem
Menschen dienen: Haus und Gemach, Feld und Flur und Stall, Werkzeug und
Fahrzeug. †ber alles ruft des Priesters Hand und Mund heilige SegenswŸnsche
herab! Kommt da nicht eine besonders schšne, lichte Seite unserer christlichen
Religion zum Ausdruck? Das ist doch wahrlich keine finstere Religion, die da
Ÿber alles den Segen des Himmels herabruft! Der Priester ist in der Nachfolge
des segnenden Jesus wahrlich kein Finsterling, der dem GlŸck und Wohlergehen
des Menschen feindlich gegenŸberstŸnde, wenn Ÿber seine Lippen so oft die Worte
kommen im Auftrag des segnenden Jesus: "Benedicat vos, omnipotens
Deus..."
Was kann man einem Menschen
Besseres, Schšneres wŸnschen und vermitteln als den Segen dessen, von dem alles
Gute kommt? Wo im Namen und in der Kraft Jesu der Priestersegen hinkommt, da
flieht der Bšse und das Bšse oft in spŸrbarer, handgreiflicher Weise. Angst hat
der Teufel vor ein paar Tropfen Weihwasser, die mit einem kurzen Exorzismus
ausgesprengt werden, Angst hat der Teufel von gefalteten HŠnden, vor gebeugten
Knien vor betenden Lippen, vor bŸ§enden Herzen, aber noch grš§ere Angst, unheimliche
Angst, hat der Teufel vor des Priesters geweihten und gesalbten und im Namen
und in der Kraft Jesu segnenden HŠnden. Im Leben heiliger Priester - ich denke
an Pfarrer Vianney von Ars, ich denke an Don Bosco - hat sich das wirklich oft
handgreiflich gezeigt.
SchŠtzt doch, liebe GlŠubige, den
Priestersegen recht hoch und erbittet ihn wieder eifriger. Was ist das doch ein
schšnes, ja ergreifendes Bild, wenn abends spŠt nach getanem Tagewerk der
Seelsorger am offenen Fenster seines Arbeitszimmers steht und nach den vier
Himmelsrichtungen all seine Schutzbefohlenen, die Alten und die Jungen, die
Kranken und die Gesunden, die Kinder und die SŸnder segnet! Gottes Segen soll
uns nach dem Willen Jesu Christi greifbar durch des Priesters Hand und Mund zuteilwerden.
FŸrsterzbischof Sigismund Waitz erzŠhlt in einem seiner Paulus-BŸcher von den
Wirkungen des priesterlichen Krankensegens, wie er dies an der stigmatisierten
Therese Neumann von Konnersreuth erlebte: "Ich segnete sie šfters, wenn
sie im Zustand des Leidens war und seufzte und stšhnte. Und jedes Mal merkte
ich, welche Wohltat der Priestersegen fŸr sie war. Noch nie in meinem Leben
habe ich die Kraft des Priestersegens so sehr beobachtet wie in jenen Stunden
in Konnersreuth. Wenn ein Priester Therese Neumann still und unbemerkt segnete
- sogar aus mehr oder weniger gro§er Entfernung - dann merkte sie es und sagte
gern: 'Jetzt hat der Heiland mir wieder etwas Gutes erwiesen.' FŸrsterzbischof
Sigismund Waitz fŸgte diesem Bericht die Mahnung hinzu: "Die Priester
sollten die Kranken oft segnen und die Kranken sollten sich oft vom Priester
segnen lassen." Leider glauben viele heute nicht mehr an die Notwendigkeit
des Gottessegens und an die Kraft des Priestersegens. Sie vertrauen Ÿberheblich
auf die eigene Kraft, auf eigene Berufs-und GeschŠftstŸchtigkeit und auf die
Errungenschaften der Technik.
Man verlŠsst sich darauf, bis man
in Stunden der Krankheit, des Misserfolgs, des UnglŸcks, der Katastrophe jŠh
und schmerzlich eines anderen belehrt wird. Wer Gottes Segen erfahren will, muss
demŸtig sein. Wer sich glŠubig und vertrauensvoll segnen lŠsst, kniet nieder, anerkennt
seine Ohnmacht und HilfsbedŸrftigkeit und bejaht so die Grš§e und Allmacht
dessen, in dessen Namen und in dessen Auftrag der Priester segnet:
"Benedicat vos omnipotens Deus...".
Als der Patriarch Jakob nach dem
visionŠren Traum von der Himmelsleiter mit den auf-und absteigenden Engeln mit
einem geheimnisvollen Engel zu ringen hatte, sprach er zuletzt zu diesem die
Worte: "Ich lasse dich nicht, bis du mich gesegnet hast!" So sollten
es glŠubige Menschen auch den Priestern gegenŸber machen!
Wir Priester aber wollen uns an
das halten, was der hl. Paulus im 1 Kor 4,12 von sich geschrieben hat:
"Man flucht uns, wir aber segnen!"
Allen aber, die - zwar nicht auf
Grund des hierarchischen Weihepriestertums, wohl aber auf Grund des allgemeinen
Priestertums der Getauften und Gefirmten ebenfalls eine - wenn auch geringere
Segensgewalt haben, die Eltern ihren Kindern gegenŸber, die Eheleute ihrem
Partner gegenŸber, die Gesunden den Kranken gegenŸber, sie sollten immer die
Mahnung des 1.Papstes, des hl. Petrus (1 Petr 3,8) beherzigen: "Segnet
einander, weil ihr berufen seid, Segen zu erben!"
Der betende und der segnende
Jesus sei uns allen dabei Vorbild; er
hat uns Vollmacht und Auftrag
dazu gegeben, dass wir anstelle von Fluch und Verfluchung Segen bringen, wie es
der Všlkerapostel Paulus im Ršm 12,14 fordert: "Segnet sogar jene, die
euch verfolgen! Segnet und fluchet nicht!"
Liebe Schwestern, die meisten von
euch kennen sicher den Spruch, der als Haussegen in manchen Bauernstuben zu
lesen war: "Wo Glaube, da Liebe - wo Liebe, da Friede - wo Friede, da
Segen - wo Segen, da Gott - wo Gott, keine Not!" Ich kenne noch einen
schšneren Spruch fŸr einen Haussegen, der zu meinem Thema "Der segnende
Jesus" als Schlusswort passt. Er lautet so:
"Jesus, mein Trost, Helfer
und Zier - Mein Haus und Herz stehn offen Dir! Ach, kehr mit Deinem Segen ein,
so werd' ich reich und selig sein. - Gib mit dem Wort das tŠglich Brot -
gesunden Leib an diesem Ort - Friedfertigkeit, Gottseligkeit – so habÔ
ich genug in Ewigkeit!Ò